Ich arbeitete wie ein Tier über 33 Jahren bei Coca-Cola und war zuständig für die Qualitätskontrolle unserer Schankanlagen. Dies war eine äußerst schwere und verantwortungsvolle Tätigkeit, die ich auch bis zur Selbstaufopferung für unsere Firma erfüllte. Ich bin absolut korrekt, fleißig und zuverlässig und erledigte die mir übertragenen Aufgaben mit sehr großem Fleiß. Ich bin absolut unbestechlich; so ließen mich jegliche Bestechungsversuche kalt - ich nahm das mir dargebotene natürlich an - erbrachte aber dafür nichts was unserer Firma schaden konnte. Bei meiner schweren Arbeit wäre so etwas sofort aufgefallen; anders wäre es bei manchem Bürojob, wo man sich den halben Tag abseilen konnte, ohne daß dies irgend jemandem aufgefallen wäre. Die Kollegen arbeiten ja für so einen Sesselpuper mit..... - da kann man dann schon mal Urlaub in Italien machen - natürlich von einer anderen Firma gesponsert... Da reicht es auch, wenn man nur 70% Leistung bringt.
Als im Mai 1980 der Firma Coca-Cola - damals Bayerische Frischgetränke Fürstenfeldbruck - das große Glück zuteil wurde, daß ich ihr meine geballte Arbeitskraft zur Verfügung stellte, begann auch für mich ein neuer Lebensabschnitt. Gewohnt, hart und kompromisslos, sich bis zur Selbstaufopferung für die Firma einzusetzen, lernte ich ein anderes, für mich vollkommen neues Arbeitsgefühl kennen. Man durfte sich während der Arbeit unterhalten! Man durfte in kleinen Gruppen beieinander stehen und einfach nur tratschen! Bei meiner schweren und entbehrungsreichen Arbeit als Küchensklave (Koch), zuletzt als Leibeigener in einer Großküche, war es absolut undenkbar, während der Arbeitszeit private Worte zu wechseln! Man durfte damals auch nicht einfach so während der Arbeitszeit zur Toilette gehen. Wenn der Chef das sah, wurde man schon gefragt, ob das denn nötig sei!!! Nach meiner überaus harten Zeit als Küchensklave arbeitete ich bis zu meinem schweren Unfall als Bierfahrer im Allgäuer Brauhaus. Auch das war ein hartes Los: früh aufstehen, sehr viel und schwer arbeiten, karger Lohn. Dabei dachte ich: wer schwer und hart arbeitet, erhält auch hohen Lohn! Falsch gedacht! Ich merkte erst viel später, dass durch ehrliche und korrekte Arbeit nicht das große Geld verdient wird. Anders als in einem Büro, da kann auch der größte Schnarcher viel Kohle machen; er muss nur gut radfahren können und immer so tun, als wäre er unheimlich wichtig. Das einzig positive als Bierfahrer war: reichlich Haustrunk, und die Gelegenheit, mit dem LKW durch die Gegend zu fahren. Nach meinem schweren Unfall - ein Arbeitskollege quetschte mich beim anhängen zwischen Maschinenwagen und Anhänger ein; ich überlebt damals nur durch meinen von harter Arbeit gestählten, muskulösen, durchtrainierten Körper, der die meiste Energie auffing - fing ich dann bei Coca-Cola an: Angefangen habe ich als Kundenfahrer, d. h. schwere körperliche Arbeit, bis zu 4 Tonnen täglich heben, fahren, stapeln, aufladen, abladen, hin- und herwuchten. Es war eine harte Zeit, aber auch eine schöne. Ich war jung, kräftig und gutaussehend, ääh fleißig; die Arbeit ging mir, gestählt durch meine vorherigen, harten Jobs, leicht und flüssig von der Hand. Ich schleppte damals 4 volle Literkisten Coca-Cola, ca. 100kg schwer, meterweit durch die Gegend. Mit den Jahren und zunehmendem Alter wurde ich klüger, und machte solche Aktionen nur noch, wenn junge Mädchen - was des öfteren vorkam - mich bei meiner Schufterei beobachteten. Da ich mit der Zeit fast alle unsere Kunden kannte, wurde ich als Springer eingesetzt, d.h. überall da wo ein Kollege ausfiel oder Urlaub hatte, mußte ich die Tour übernehmen. Das war sehr abwechslungsreich, erforderte aber auf der anderen Seite einen ungeheueren Orientierungssinn; ich mußte mich in unserem ganzen, riesigen Gebiet auskennen! Auch mußte ich mir genau einteilen: Wo trinke ich was, und wo kann ich was essen?? Zuviel durfte man ja auch nicht trinken, denn wenn man mal aus Versehen aus dem Führerhaus fiel, hieß es gleich: der ist besoffen - dabei ist man vielleicht nur gestrauchelt... Denn damals waren die Wirte noch großzügig - gute Arbeit wurde noch belohnt - heute überwiegt der Geiz, leider. Was mir aber alles nicht schwer fiel. Allerdings wurde auch mein gestählter Körper Opfer der überaus schweren Plagerei: ich bekam Probleme mit den Bandscheiben. Jedes Jahr mindestens einmal mußte ich zum Arzt und mir Spritzen geben lassen. Ich war zu verantwortungsbewußt und zu fleißig, als daß ich einfach krank gemacht hätte! Nur wenn es unbedingt notwendig, und aus ärztlicher Sicht unerläßlich war, blieb ich einige Tage zu Hause. Nach sieben Jahren harter, entbehrungsreicher Arbeit wurde die Stelle eines Qualitätskontrolleurs in unserer Firma geschaffen. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dann entschlossen, diese Stelle anzunehmen. Da ich von der Materie, außer der Hygiene, keine Ahnung hatte, mußte ich viel lernen. Bei meiner hohen Intelligenz fiel mir das allerdings nicht schwer. Einige Kurse und Lehrgänge mußte ich absolvieren, autodidaktisch mir Wissen aneignen; fertig war der Qualitätskontrolleur. Auch den Kurs zum Sachkundigen mußte ich ablegen, der außer mehr Arbeit und sehr viel mehr Verantwortung nichts gebracht hat. Meine schwere Tätigkeit: Ich war zuständig für die Qualitätskontrolle unserer Schankanlagen, die Reinigung derselben und die Reinigungseinweisung der Kunden und deren Personal. Als Sachkundiger überprüfte ich neu eingebaute oder bestehende Schankanlagen auf deren einwandfreie technische und hygienische Funktion und deren Sicherheit. Ich nahm mikrobiologische Proben der Getränke und untersuchte das Wasser auf seine Inhaltsstoffe. Ich kontrollierte die technischen Geräte auf funktionelle Sicherheit und einwandfreie mechanische Funktion. Kleinere Reparaturen führte ich sofort aus, bei größeren verständigte ich die Kollegen vom Kundendienst. In Ausübung meiner schweren Arbeit mußte ich oft weite Strecken mit dem Auto zurücklegen. Da ich ein umsichtiger, vorausschauender und rücksichtsvoller Fahrer bin, habe ich noch keinen “richtigen” Unfall selbst verschuldet. Leider konnte ich bei meiner Tätigkeit nicht so arbeiten wie es eigentlich erforderlich wäre: Ich durfte nicht das sagen, was ich denke: Meiner Meinung nach läßt die Hygiene, was Schankanlagen betrifft, sehr zu wünschen übrig. Die Hälfte aller Schankanlagen befindet sich in einem desolaten Zustand, nur ca. 40% sind empfehlenswert! Leider steht für einen Großteil der Gastronomen nicht die Hygiene im Vordergrund, sondern nur der Profit und die Gewinngier! Außendienst ist etwas wunderbares, man ist weitgehend sein eigener Herr, und kann meistens selbstständige Entscheidungen treffen, wenngleich es immer wieder Vorgesetzte gibt, die einem in die Arbeit pfuschen, obwohl sie davon nicht die geringste Ahnung haben! Nicht jeder, der was zu sagen hat, hat von der Materie Ahnung! Das erfordert natürlich ein gehöriges Maß an Loyalität der Firma gegenüber! Anders als im Büro kann einem sehr schnell nachgewiesen werden, ob man gearbeitet, oder sich den halben Tag nur abgeseilt hat! Im Büro fällt es meist nicht auf, wenn einer den halben Tag nur sinnlose Sachen produziert, es sind ja immer andere da, die solch einen Schnarcher mitziehen. Da reicht es, wenn so ein Sesselpupser nur mit “halber Kraft” arbeitet!
Nun hat diese tolle Firma die ”Alten” loswerden wollen, und so wurde mir das Angebot gemacht, diese Firma verlassen zu dürfen. Ich habe das Angebot latürnich angenommen! Endlich keinen Streß mehr und ich muß keine unsinnigen, unproduktive Arbeiten mehr machen. Endlich frei!!!!!
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